Mit Entsetzen haben wir davon Kenntnis genommen, dass dem Verein zur Förderung der politischen Bildung in Gaarden e.V. die Räumlichkeiten in der Iltisstraße 34 gekündigt worden sind. Hiermit wollen wir unsere Solidarität mit dem Projekt Li(e)ber Anders ausdrücken und insbesondere den Menschen, die diesen Raum mit Leben füllen sagen: Ihr seid nicht allein – wir stehen an eurer Seite!
Wir fordern den Erhalt des Li(e)ber Anders in der Iltisstraße 34! Das Li(e)ber Anders bietet vielen Bewohner*innen im Stadtteil Gaarden einen offenen und unkommerziellen Raum und damit eine Vielzahl an Möglichkeiten, sich unabhängig von staatlichen Strukturen und kapitalistischer Verwertungslogik basisdemokratisch zu organisieren. Hier finden Menschen zusammen, um gegen gesellschaftliche Missstände in Gaarden und über den Stadtteil hinaus zu kämpfen und für die Gestaltung solidarischer Lebensformen zu streiten.
Hier findet eine kostenlose Sozial- und Mieter*innenberatung statt und es gibt politische Bildungs- und Kulturveranstaltungen. Hier wird bei staatlicher Repression geholfen und eine Küche für alle organsiert. Hier wird sich gegen Rassismus engagiert und gegen patriarchale Gewalt gekämpft. Hier treffen sich politische Gruppen, um Demonstrationen, Proteste und Aktionen vorzubereiten und hier entstehen Initiativen wie das Nachbarschaftsnetzwerk Gaarden solidarisch gegen Corona, um im pandemischen Ausnahmezustand gegenseitige Hilfe von und für Gaardener*innen zu organisieren.
Hier werden entgegen der Vereinzelung kollektive Erfahrungen gemacht, die nicht auf Zwang basieren, sondern auf Freiwilligkeit. Hier kann sich jede*r nach ihren*seinen Bedürfnissen und Möglichkeiten einbringen und entfalten.
Es wäre ein großer Verlust für den ganzen Stadtteil, wenn dieser Raum nun nicht mehr von den Menschen genutzt werden kann, die ihn seit nunmehr 30 Jahren gestalten und lebendig halten. Das Li(e)ber Anders ist nicht einfach ein Laden, der in beliebige andere Räumlichkeiten umziehen kann. Das Li(e)ber Anders steht für Strukturen, die über Jahrzehnte gewachsen sind. Eine so kurzfristige und überraschende Kündigung, ohne jedes Gesprächsangebot über etwaige Lösungsmöglichkeiten, inmitten einer Pandemie ist destruktiv und unsolidarisch. Sie ist zudem ein Beitrag zu der generellen Aufwertungsproblematik in Gaarden, von der eine Verdrängung der bisherigen Bewohner*innen des Stadtteils zu befürchten ist.
Aus Solidarität mit dem Li(e)ber Anders und im Interesse am Erhalt der selbstverwalteten und unkommerziellen Strukturen und Räume in Kiel fordern wir die Vermieterin auf: Ziehen Sie Ihre kurzfristige und überraschende Kündigung zurück! Suchen Sie das Gespräch mit dem Verein zur Förderung der Politischen Bildung in Gaarden e.V.! Ermöglichen Sie den Erhalt des Li(e)ber Anders im Erdgeschoss der Iltisstraße 34! Wir bleiben Li(e)ber Anders!